Sonntag, 27. April 2008

Fröhliche Ostern!

Ja, ja! Richtig gelesen.
Heute ist Ostersonntag - Hochfest Christi Auferstehung - und zwar nach dem russisch-orthodoxen Kalender.
Und zu diesem Fest werden zwei wichtige Speisen schon seit Donnerstag vorbereitet, Kulitschi und Pas-cha, und ab heute verzehrt.
Kulitsch ist eine Art Hefebrot, welches mit Rosinen und anderen Gewürzen, u.a. mit Safran und Ingwer, zubereitet wird. Eine weisse Haube aus Zuckerguss erhält der Kulitsch zum Schluss und wird mit den Zeichen XB bemalt - für ХРИСТОС ВОСКРЕСЕ! (Christi Auferstehung).
Pas-cha ist eine Quarkspeise, die ebenfalls Rosinen beinhaltet und pyramidenförmig aufgestellt wird.
Beide Speisen werden traditionell in grossen Mengen vorbereitet, damit man Verwandte, Nachbarn, Freunde und Fremde beglücken kann.

Samstag, 26. April 2008

Die Zauberflöte in der U-Bahn

Berlin hat drei große Opernhäuser.
Ein Viertes ist für einen Zeitraum von einem Monat nun hinzugekommen.
Im Berliner Untergrund, in dem fertiggestellten U-Bahnhof Bundestag der zukünftigen Bahnlinie U55, wird bis zum 25. Mai 2008 Wolfgang Amadeus Mozart's Die Zauberflöte aufgeführt. Die Inszenierung von Christoph Hagel orientiert sich weniger an der klassischen Version dieses Opernstücks. Hagel nimmt sich der Oper so an, wie seiner Meinung nach Mozart die Oper heute inszeniert hätte.
Papageno ist ein junger Mann, der im Bahnhof vom Betteln lebt. Die sehnsüchtig erwünschte Papagena stellt sich als ein ebenfalls auf der Straße lebendes Mädchen dar, die ein hervorragendes Pendant zu Papageno darstellt.
Dementsprechend wurde auch der Text der Oper verändert und in das Jahr 2008 gebeamt. Zwar ist die Musik die gleiche geblieben und die Sänger werden von den Berliner Symphonikern und dem Karl-Forster Chor begleitet. Und dennoch hat man den Eindruck, nicht in einer Oper, sondern eher in einer Musical-Aufführung zu sitzen.
Die Idee, die Oper neu zu inszenieren und in einem noch nicht in Betrieb genommenen U-Bahnhof zu spielen, ist eine phantastische Idee.
Wenn nun auch noch die Stimmen der Sänger und Sängerinnen besser wären, könnte man von einer vollauf geglückten Inszenierung sprechen. So ist das Vergnügen allerdings ein wenig getrübt, auch wenn man der Idee in dem vom Architekten Axel Schultes entworfenen Bahnhof seinen Tribut zollen sollte.
Denn einen ungewöhnlicheren Ort für eine Opernaufführung als einen mit Sichtbeton verkleideten U-Bahnhof kann man sich wohl kaum vorstellen.

Die Zauberflöte in der U Bahn
Musikalische Leitung und Inszenierung:
Christoph Hagel
Ort: U-Bahnhof Bundestag zwischen Paul-Löbe-Haus und Bundeskanzleramt, Berlin Mitte
27. April - 25. Mai 2008
www.zf-u.de

Mittwoch, 23. April 2008

Traditionsbewusste belgische Fritten am St. Katelijne von Decorte

Mario Scheuermann gab letztens einen weisen Rat:
"drei dinge muss man gegessen haben: fritten in brüssel, pizza in napoli und curry in madras. kein tipp, eher ein muss: frittes an der place st.cathérine"
Napoli und Madras werden definitiv noch folgen, der Ratschlag für Brüssel konnte tatkräftig und prompt umgesetzt werden.Am St. Cathérine oder St. Katelijne Platz in Brüssel steht mittig platziert eine riesiger Wagen, der eher wie eine nostalgische Jahrmarktsbude aus dem vorletzten Jahrhundert aussieht als eine gewöhnliche Frittenbude. Genau dort werden aber herrliche knusprige belgische Fritten mit zahlreichen verschiedenen Saucen angeboten. Die kleinste Portion ist schon so groß, dass auch zwei Personen sich für 2 € daran satt essen können.
Patrick Decorte verkauft seine Fritten in fünfter Generation.
Wer sich diese traditionsbeladene Kost in Brüssel zu Gemüte führen möchte, sollte allerdings wissen, dass Decorte ein Schausteller ist und "seine Zelte" daher in regelmässigen Abständen an einem anderen Ort aufschlägt. Den "Tourneeplan" entnimmt man am besten seiner Internetseite, um nicht die köstlichen Fritten zu verpassen.

Dienstag, 22. April 2008

Sentimentalität am Flughafen Tempelhof

Ein voraussichtlich zukünftig seltener Augenblick.
Auch wenn beim Volksentscheid am 27. April 2008 eventuell aus purer Sentimentalität und Praktikabilität gegen eine Schliessung des Flughafens Tempelhofs in Berlin abgestimmt wird.

Montag, 21. April 2008

Fischstand deluxe am St. Katelijne in Brüssel

Egal, ob man morgens um 9 Uhr oder abends kurz vor Geschäftsschluss um 18 Uhr am Place Sainte Catherine vorbeikommt, immer stehen Scharen von Hungrigen und Durstigen am Noordzee-Stand an der Ecke zur Rue Sainte Catherine. Gierig verschlingen sie die wunderbare frische Bouillabaisse, fritierte Fische und trinken dazu entweder Champagner oder spanischen weißen Wein. Die Bouillabaisse ist besonders aromatisch und die in ihr verarbeiteten Fische sind einfach umwerfend lecker. Insbesondere überzeugte der Fisch durch seine Qualität. Man hatte manchmal gar den Eindruck, man esse keine Fischsuppe, sondern asiatische Hühnchensuppe.Um allerdings überhaupt etwas von den Köstlichkeiten abzubekommen, muss man sich bei den sonst sehr charmanten und fixen Damen und Herren vom La Mer du Nord lauthals bemerkbar machen.
Dies beherzigen die vielen Besucher und ordern fleissig bei Regen oder Sonnenschein kiloweise Fisch und literweise gut gekühlten Wein. Denn, wo könnte man wohl sonst besser Fisch essen als am alten Fischmarkt in Brüssel? Auf zur Noordzee!

La Mer du Nord (De Noordzee)

Rue Sainte Catherine 45,
1000 Bruxelles
Belgien

Das Lebeau soleil in Brüssel - Geigenbauer mit Sinn für Gastronomie

Brüssel ist nicht nur für Brüsseler Spitze, Pommes, Bier, EU-Institutionen und Schokolade berühmt. Auch das sonstige gastronomische Angebot ist in der belgischen Hauptstadt mehr als beachtlich und zieht zahlreiche internationale Besucher an.
Das kleine Café Lebeau soleil liegt in einer kleinen Nebenstraße etwas abseits vom Place du Grand Sablon und seinen zahlreichen Restaurants und Cafés. Fast könnte man an diesem Café vorbeigehen, weil man auf den ersten Blick nur eine Musikwerkstatt hinter den grossen Fensterscheiben erwartet. Dies wäre jedoch mehr als bedauerlich, da man so den amüsantesten und charmantesten Griechen Brüssels nicht kennenlernen würde.
Der griechische Geigenbauer, Werkstattbesitzer, Künstler und Gastronom Dir. Mir. Ioannis Kollias begrüsst und verabschiedet seine Gäste in seinem musikalischen Reich aufs Herzlichste.
Der Gast betritt zunächst eine Geigenbauer-Werkstatt, die im vorderen Bereich die fertigen und unfertigen Geigen auf den Drehbänken beherbergt.
Im hinteren Teil des Raumes kann es sich der Gast an den vielen kleinen Tischen gemütlich machen und neben zahlreichen Quiches, Salaten und Süssigkeiten, auch ein Glas Wein oder eine wunderbare Tasse tiefschwarzen Kaffee zu sich nehmen.
Nur eins darf man hier nicht erwarten: Ruhe und Zurückgezogenheit vom Brüsseler Treiben!
Vom ersten Moment an wird der Gast von Ioannis Kollias in Gespräche verwickelt, bekommt Spitznamen und hat nach zwei Minuten Aufenthalt im Lebeau Soleil das Gefühl, daß er Ioannis schon Jahre kennt. Genauso wird er dann aus diesem kleinen Paradies mit herzlichen Umarmungen auch verabschiedet.
Glücklich und zufrieden verlässt man die Werkstatt und ist sich sicher, daß man auch bei zukünftigen Brüssel-Besuchen von Ioannis aufs Herzlichste und Beste bewirtet wird.
Und nebenbei kann man auch bei Bedarf eine Geige bestellen, die dann mitten in Europa aus nordeuropäischem Holz von einem griechischen Geigenbauer hergestellt wird.
Europa par excellence!

Lebeau soleil
25-27 Rue de Rollebeek
1000 Bruxelles
Belgien

Die erwartet unerwartete 26. Art Brussels

Die 26. Art Brussels neigt sich heute dem gnadenlosen Ende zu.
Seit dem 18. April 2008 können auf dem Brüsseler Expo-Gelände an der Metro-Station Heizel/Heysel Galeristen, Sammler, Künstler und andere CONTEMPORARY ART - Begeisterte kaufen, Kontakteknüpfen und sich informieren, was gerade in der zeitgenössischen Kunst up to date ist.
In zwei riesigen Ausstellungshallen präsentierten sich 178 Galerien aus 25 Ländern mit Werken von über 2000 verschiedenen Künstlern.
Aus Deutschland waren immerhin 21 Galerien vertreten, unter denen sich auch die Berliner Galerien Upstairs Berlin, Buchmann, Conrads, Duvekleeman Berlin, Klemm's, Klara Wallner, Martin Mertens und Jan Wentrup befanden.
Neben grossformatigen Bildern von Anna Genger und Marisa Favretto präsentierte Upstairs Berlin auch Skulpturen von Anna Genger und Veronika Veit.

Auffällig war, dass beim Flanieren über die restlichen 177 Galerie-Stände das Thema Sexualität bei den zeitgenössischen Künstlern nur eine untergeordnete Rolle spielte und nur in krassen Ausnahmefällen, wie bei der Schweizer Galerie Groeflin Maag mit den Kunstwerken von Mickry 3 schlichtweg das Thema war.
Viele Kunstobjekte politisierten eher und setzten sich mit den diktatorischen und militärischen Problemen in der Welt auseinander. Dabei waren - wie könnte es anders sein - die einen forscher und die anderen etwas klassisch langweiliger. Die spanische Galerie ADN Galeria war eine derjenigen, die gewagter mit dem Thema Extremismus umgingen und eine Bin Laden Statue als John Travolta ausstellten. Die Still Stayin Alive Figur von Eugenio Merino gehörte zu den young Talent Ständen und wurde zweifellos häufig fotografiert.
Die ebenfalls spanische Galerie Carreras Mugica politisierte mehr auf eine ruhige und grossformatige Art mit seinem Künstler Juan Pérez Agirregoikoa.
Aus dem asiatischen Raum waren gerade mal eine japanische und eine indische Galerie vertreten.
Auch die indische Galerie Bodhi Art präsentierte auf einem grossen und dunklen Stand hauptsächlich Skulpturen, die sich mitunter auf eine besondere Art mit der indischen Kultur und den aktuellen indisch-pakistanischen Auseinandersetzungen beschäftigten.
Viele Kunstwerke waren jedoch einfach nur spannend wie die Skulptur Euphrosyne von Joana Vasconcelos, die von der französischen Galerie Nathalie Obadia vertreten wird.
Die Expo war wie erwartet auf ihre Art unerwartet. Der Messebesucher konnte von den vielfältigsten Eindrücken inspiriert die 26. Art Brussels verlassen und ob der zahlreichen verrückten künstlerischen Ideen verwundert und bewundernd den Kopf schütteln. Lässt sich nur den Galeristen und den Künstlern wünschen, dass die momentan wirtschaftlich angespannte Situation Sammler nicht von zahlreichen Erwerben abhält.

Freitag, 18. April 2008

Alexandra Hopf's Hungry Eye

Sophisticated.
Mit diesem Wort wird man sowohl der heute eröffneten Ausstellung in der Galerie Spesshardt & Klein als auch dem zahlreich anwesenden Publikum gerecht.
Die grundsätzlich hellen Räume sind extra für die collection "Hungry Eye" von Alexandra Hopf leicht abgedunkelt worden. Die ebenfalls in dunklen Farben gekleideten Besucher flanierten von Raum zu Raum oder hielten sich mit einem roten Glas Wein zum Rauchen in Grüppchen vor der Galerie auf. Mal leiser, mal lauter wurde der letzte gossip ausgetauscht.
In vier Räumen wurde und wird hauptsächlich schwarz-weisse Hinterglasmalerei gezeigt. Mal spiegeln sich abstrakte Gebilde in den Lichtkegeln, mal Porträts.
Genauso wie beim dezent gekleideten Publikum, sind auch bei den Kunstwerken Farbtupfer nur in seltenen Fällen präsent wie beim Petit Object, 2007, Hinterglasmalerei, 42x36 cm: nämlich in Grün!
Bis zum 24. Mai 2008 sind die Glaskunst, Kohlezeichnungen und Neonröhren in der Galerie Spesshardt & Klein zu sehen.

Galerie Spesshardt & Klein GmbH

Kochstr. 55-58
10969 Berlin

Erste Feedbacks auf revolutionäre Life-Weinrallye

Nachdem der Vormittag schweigsam auf den gewagten Vorstoß zum sommerlichen Premieren - Live - Weinrallye - Treffen in Berlin verklungen ist, gab es zum Abend die ersten zaghaften positiven Feedbacks:
Lars vom schreiberswein, Matthias vom viva-vino, Harald von Bildergeschichten aus dem Weingut Steffens-Keß und Martin von berlinkitchen waren von der Idee nicht nur sehr angetan, sondern haben sogar schon zugesagt, soweit der Termin in den jeweiligen Kalender gequetscht werden kann.
Als erste, zur Diskussion offenstehende, Termine, schlage ich daher einfach mal die Wochenenden
7./8. Juni,
14./15. Juni
oder
21./22. Juni
vor.
Was sagen die Kollegen dazu?

Donnerstag, 17. April 2008

Ausserordentliches Weinrallyemeeting - live und in Farbe

Die staaten- und weinländerübergreifende Weinrallye ist mittlerweile bei Weinbloggern zu einer regulär monatlich stattfindenden und stetig an Teilnehmern wachsenden Institution geworden.
So weit, so gut.
Auch, daß der weinspezifische Kontakt zwischen ebendiesen Bloggern sich mittlerweile nicht nur auf email und Kommentarfunktion bezieht, sondern sich auch noch auf xing, facebook, twitter und wie sie alle heissen ausweitet, ist fein.
Daher verwundert's nicht, daß eben aus diesem kleinen, aber exquisiten Kreis der Wunsch geäußert wurde, quasi eine ausserordentliche Hauptweinrallyeversammlung real und gemeinsam zu veranstalten. Sozusagen als erste Weinrallye-Konferenz mit entsprechendem winetasting und foodmatching!
Als ersten anzusteuernden Ort für die "Live-Rallye" wurde die Hauptstadt Berlin vorgeschlagen.
Feine Idee, die nur noch umgesetzt werden muss.
Zunächst sollte daher geklärt werden, wer konkret daran und wann Interesse hat.
Da vermutlich unsere Winzer engeren Naturzeitplänen unterworfen sind, als die restlichen frei- oder zwangsschaffenden Blogger, sollten sie eventuell über ein entsprechendes Wochenende bestimmen.
Ich könnte mir persönlich ein wunderbares Sommerwochenende in Berlin vorstellen.

Any ideas and comments?

Montag, 14. April 2008

weinrallye # 11 Roséfarbene Ausflüge in Nikos Weinwelten

Our gentleman of luxurious winetasting, Mr. Niko Rechenberg von Nikos Weinwelten lädt die stetig wachsende Weinbloggerszene zur

11. Weinrallye am 10. Mai 2008 ein.

Um den Gaumen weiter zu schulen, werden wir von Niko in die Welt des Rosés verführt und entführt:


Geografische Ausnahmeerscheinungen werden bei entsprechend hoher Qualität des rosafarbenen Saftes von Niko korkenknallend, auf der Terrasse trinkend, geduldet und gewürdigt.
Das unveränderliche Zubehör, wie die Regeln und das Logo, findet man wie eh und je beim Weinrallye-Initiator vom winzerblog.

Freitag, 11. April 2008

Weinrallye # 10 im originalverkorkten Überblick

Die Weinrallye nimmt zügig an Fahrt an.
Der Ausrichter der Weinrallye # 10 Christoph Raffelt von originalverkorkt fasste heute 15 blog-Artikel zum Thema Chenin blanc zusammen und stellte schlussendlich fest, daß neben den klassischen Loire-Weinen nur noch die südafrikanischen Chenin blanc - Kollegen eine merkliche Rolle im Weinweltmarkt spielen.
Weiterhin war auffällig, daß "der Anteil von biologisch oder sogar bio-dynamisch ausgebauten Weinen unter den hier repäsentierten deutlich über dem Durchschnitt liegt".

Donnerstag, 10. April 2008

Weinrallye # 10 Chenin blanc - Zwischen Kult und Massenwein

I. Vorwort
Die Weinrallye # 10, die diesmal von Christoph Raffelt vom blog originalverkorkt ausgerichtet wird, widmet sich einem besonderem Thema: der Rebsorte Chenin blanc!
Jeder kennt sie vom Namen und von den niederen Supermarktregalen her. Aber was steckt tatsächlich hinter dieser Sorte und dem daraus fabrizierten Wein? Ein billiges und süsses Gesöff oder ein edler Tropfen?
Wie bei allen Weinen kommt es wohl auch hier auf den Produzenten an, ob der Wein einen bleibenden positiven Eindruck hinterlassen wird.
Obwohl mittlerweile Südafrika wohl zu den weltweit grössten Produzenten von Chenin blanc gehört, steht diese klassische Weisswein-Traube immer noch für die Weinbauregion des Loiretals in Frankreich.
Im letzten Feinschmecker-Magazin wurden daher in einer "Verkostung" die Loire-Weine den südafrikanischen Kollegen gegenübergestellt und getestet.
Dieser Paarvergleich ist zwar sehr reizend, aber um die Traube tatsächlich besser kennenzulernen, empfiehlt es sich wohl eher sich mit den Weinen einer Region zu beschäftigen. Ergo wird gleich der Händler des Vertrauens aufgesucht und beratend um Mithilfe gebeten. Das Ergebnis ist, daß man gut beraten mit drei unterschiedlichen Chenin blanc Weinen von der Loire versorgt wird und nun vor der Frage steht, was man damit anfängt.
Der Gewohnheit entsprechend wird ein kleines 4-Gänge Menu ausgetüfftelt, daß anhand der äußerst hilfreichen Angaben von Interprofession des Vins du Val de Loire, absolut simpel, äusserst delikat und vor allem unterschiedlich perfekt zu den drei Weinen passte.


II. Der Wein
Vorab ist zu sagen, daß alle drei Weine grundlegend verschieden sind.

1. Domaine Huet
Der leichteste und auch jüngste Wein war ein Chenin blanc aus der Appellation Vouvray von

Domaine Gaston Huet
Vouvray Le Haut-Lieu
sec 2005
13 % vol.

Farblich war der Wein im Glas blass hellgelb mit leichten grünlichen Reflexen.
In die Nase wehte dann ein äusserst frischer und angenehm mineralischer Duft von Karamell, grünem Apfel und Nektarine.
Am Gaumen war der Chenin blanc dann wunderbar rund und ausgewogen mit einem Hauch buttriger Note, auch wenn er eine leichte Limettensäure im langen Abgang hatte. Zum Schluss hatte man einen nicht unangenehmen Nachhall von Zitronen-Brausepulver. Genau das Pulver, welches man in der frühen Kindheit gerne mal "roh" aus der Tüte mit dem Finger geschleckt hat.

2. Domaine de la Taille aux Loups
Der zweite Wein, der aus der Appellation Montlouis stammt, die gegenüber von der Appellation Vouvray auf der anderen Seite des Flusses Loire liegt, war dann der absolute Gegensatz zu dem ersten Chenin blanc:

Jacky Blot
Domaine de la Taille aux Loups
Montlouis sur Loire
moelleux 2003
13 % vol.

Bei diesem süssen Chenin blanc fiel beim Einschenken sofort der perlende Charakter und die intensivere goldgelbe Färbung auf.
In der Nase erinnerte der Wein primär an Litchi, Trockenfrüchte und Honig mit einem Hauch einer Petrolnote.
Am Gaumen dominierte dann eine mit einer Petrolnote gemixte süsse Säure, die nicht ganz harmonisch wirkte. Auch bei einem wiederholten Probieren war unklar, ob der Wein "so sein soll", oder ob er demnächst kippt. Das würde aber verwundern, weil der Wein noch relativ jung ist. Daher ist wohl eher davon auszugehen, dass der Wein so sein soll.
Der Abgang war dann relativ lang, auch wenn eine etwas stärkere alkoholische Note im Abgang verwunderte.

3. Domaine Jo Pithon
Der dritte Verkostungskandidat kam aus der Appellation Coteaux du Layon, die zwischend Neuil und Chalonnes am Fluss Layon liegt und ein Cuvée aus den Chenin blanc Trauben der Dörfer Rochefort, Beaulieu, St-Aubin und St-Lambert ist:

Domaine Jo Pithon
Coteaux du Layon
Les 4 Villages 2002
12,8 % vol.

Dieser Chenin blanc erstrahlte im Glas in einer mehr kräftigen goldenen als gelben Farbe. Wunderschön!
In der Nase dominierte eine Petrolnote mit Honig, Walnüssen und Trockenfrüchten gemixt.
Am Gaumen explodierte der Wein förmlich in verschiedene Bestandteile: Karamell, butter toffee, Pfirsich und Trockenfrüchte wie Aprikose.
Der Abgang war dann extrem lang, harmonisch und nussig.
Schlussendlich war dieser Wein aufgrund seiner Komplexität, Harmonie und Ausgewogenheit der absolute Favorit dieser Verkostung.


III. Foodmatching
1. Erster Gang
Zum Einstieg gab es mit Knoblauch angemachte Meeresfrüchte.
Hierzu passte interessanterweise der leicht moussierende Jacky Blot aus der Appellation Montlouis am besten. Die etwas unangenehme Säure verschwand und bildete einen angenehme Symbiose mit dem Assortiment an Meeresfrüchten.
Auf den Platz zwei kamen die Weine Pithon und der Huet. In Kombination mit dem Pithon wurde der Wein am Gaumen etwas alkoholischer. Nicht unangenehm stark, aber auffällig genug.
Der jüngere Huet verlor mit den Meeresfrüchten zusammen etwas an Eleganz und Charakter.


2. Zweiter Gang
Als zweites kam ein asiatisches Gericht auf den Tisch: Nudeln mit Garnelen und Spargel.
Bei diesem Essen schnitt definitiv der Pithon am besten ab! Jeder einzelne Bissen und Schluck zusammen, entlockte ein Hhmmm....Ahhh...noch mehr!! Göttlich! Die mit Sojasauce und Frühlingszwiebeln gewürzten Nudeln mit dem Spargel und den Garnelen ergänzten perfekt das runde und volle Aroma des 4-Dörfler Pithon. Keiner von beiden spielte sich in den Vordergrund, aber sowohl das einfache Essen als auch der Wein präsentierten sich im besten Schein!
Auf Platz 2 kam der Huet-Wein aus dem Vouvray. Die Säure milderte sich und passte sich hervorragend den Garnelen und dem Rest an.
Auf den letzten Platz kam dann der Wein aus Montlouis. Der überzeugte nicht mit den Nudeln, da die Säure mit der Petroleumnote zu stark dominierte und sich ein wenig mit dem Gericht biss.



3. Das Dessert
Als süsser und fruchtiger Gang musste ein Orangen-Trifle den Chenin blanc Weinen standhalten. Durch die Zimt und Kardamommischung hatte das Dessert eine arabisch-asiatische Note, die wieder wider Erwarten mit dem Jacky Blot Wein am besten harmonierte. Die süsse Säure des Weins harmonierte wunderbar mit den Orangen und dem Frischkäse.
Der Pithon-Wein passte zwar hervorragend zum Dessert, aber in der Kombination erschien der Wein nicht mehr ganz so harmonisch, sondern hatte eine leichte Alkoholnote.
Der Haut-Lieu verschwand ganz hinter dem wuchtigen Trifle, so dass der Vouvray auf Platz drei landete.



4. Der Abschluss
Zum Finale gab's dann drei verschiedene Ziegenkäse: ein Käse in Aprikosenhülle - Le Chèverfeuille aus Nontron, ein milder Naturziegenkäse Picandou Périgord und ein Ziegenkäse in Asche.
Zum Aprikosenkäse harmonierten eindeutig der Blot und der Pithon Chenin blanc am besten. Vermutlich, weil sie selber diese fruchtigen Trockenfrüchtearomen hatten.
Zum Périgord Ziegenkäse passten ebenfalls die starken und wuchtigeren Pithon und Blot Weine bestens. Der Huet verlor sich ein wenig.
Dagegen ging definitiv der Huet aus dem Vouvray beim Asche-Ziegenkäse als Sieger hervor.


IV. Resultat
Obwohl der Blot-Wein in der ersten Verkostung nicht als Highlight hervorging, passte er sich wider Erwarten wunderbar den Meeresfrüchten, dem Orangen-Trifle und dem Ziegenkäse an.
Der Pithon-Wein war definitiv die Überraschung des Abends, da der süsse Chenin blanc unglaublich aromatisch, vielfältig und anpassungsfähig war. Er ist sowohl als Solist als auch im Orchester mit Speisen absolut spitze.
Der Huet-Wein aus dem Vouvray war dann entgegen der Erwartung sehr individualistisch und harmonierte nicht mit allen Speisen.
Schlussendlich kann man festhalten, dass keiner der drei getesteten Weine in die Kategorie Massenwein, sondern eher zu den Kultweinen gehörte.
Der Chenin blanc gehört damit definitiv zu einer Rebsorte, die auf vielfältige Weise und sowohl in der trockenen als auch in der süssen Variante überzeugt. Und auch hier kommt es daher wieder einmal auf den Boden, wo die Traube wächst und das Können des Produzenten bzw. Winzers an, welchen göttlichen Rebensaft man aus dem Rohprodukt herstellen kann und ob daraus ein Massenwein oder Kultwein werden soll.

Mittwoch, 9. April 2008

Die fantastischen Vier aus dem Aigner

Auf den Spuren der Tour de Gourmet '08 führte der kulinarische Weg ins mittlerweile etablierte Restaurant Aigner am Gendarmenmarkt vis-à-vis zum Fischers Fritz im Regent.
Im Vorfeld dieses Gourmetfestivals bestach das Aigner durch ein 4-Gänge-Menu-Angebot mit korrespondierenden Weinen vom pfälzischen Weingut Horcher zu dem akzeptablen Preis von 44,44 €.
Der Titel des Menus "Die fantastischen Vier" klang zunächst ziemlich ausgeflippt und hip-hoppig. Auf den zweiten Blick war das Menu dann grundsolide. Im übrigen genauso solide wie das Publikum, welches das Restaurant frequentierte: Geschäftsleute, Beamte, Botschaftsangehörige und ältere Ehepaare, die auf Reisen in Berlin waren. Frauen sind hier definitiv in der Minderheit, was jedoch in keinster Weise wertend zu vermerken sei.
Bevor die vier Gänge starteten, gab's den obligatorischen Gruss aus der Küche, der diesmal aus kleinen Schinkenhäppchen und einer Kürbiscreme bestand. Einfach, aber lecker.

1. Starter
Der eigentliche Start erfolgte dann durch ein Gericht das weniger in einem Restaurant als erster Gang denn in der Kater-Küche bekannt ist: Der gute alte Rollmops - festgezurrt durch einen Holzpommesstäbchen!
Der kam hier als Rollmops von der Bachforelle mit original Frankfurter Grüner Sauce und kleinem Salat verfeinert und leicht auf erhöhte Zimmertemperatur gebracht mit einem Assortiment an Blattsalaten, Radieschen und Tomaten daher. Ein bodenständiges Essen, das an Grossmutters Küche erinnert und in Kombination mit dem weißen Horcher popt 2007, der hauptsächlich aus Weissburgunder, Grauburgunder, Silvaner und Riesling besteht, unerwartet einfach, aber gut und harmonisch war.
Der Horcher popt 2007, der mit einem Schraubverschluss verschlossen war, ging eine sympathische Symbiose mit Salat und Möpschen ein. Keiner übertrumpfte den anderen, aber keiner gewann dadurch auch an Kraft.
Der Horcher popt ist von der Farbe klar und hell gelb mit grünlichen Reflexen.
In die Nase wehte dezent ein exotischer Duft von Papaya und Apfel.
Am Gaumen ist der Wein dann sehr mineralisch und angenehm frisch jung. Der Abgang ist relativ unauffällig.

2. Und der zweite Streich folgte dann sogleich
Kaum war der erste Gang abgeräumt und kaum hatte man den Rollmops sowohl in Gedanken als auch im Magen verdaut, da kam schon der zweite Gang: Ein leichtes Meerrettichsüppchen mit roter Beete.
Das Süppchen war tatsächlich leicht, aber auch hier geizte man nicht, sondern präsentierte einen vollen Suppenteller. Die Rote Beete-Würfelchen waren zunächst von dem geschäumten Meerrettichsüppchen verdeckt, tauchten dann Löffel für Löffel in einem aparten mit dem restlichen Weiss und dem klein geschnibbelten grünen Schnittlauch allmählich vermischenden Rot auf.
Zu dieser milden und doch durch die rote Beete würzigen Suppe passte der Cuvée Horcher weiß 2007 (Riesling, Kerner und Silvaner) gut.
Auch diese Cuvee war von der Farbe blässlich mit grünlichen Reflexen.
Allerdings dominierte der Riesling extrem mit einer frischen Apfelsäure in der Nase. Am Gaumen war der Wein mineralisch säuerlich und erinnerte ein wenig an Limette.
Im Abgang war er - wie bei einer Pomelo - zunächst leicht süsslich und ging dann in eine chininähnliche Bitterkeit über. Als Alleingänger wäre der Wein wohl zu extrem, aber in Kombination mit der Roten Beete und dem Meerrettichschaum war der Wein angenehm.

3. Das Schweinchen im Hauptgang
Auch beim dritten Gang sparte die Küche nicht an Zutaten, sondern präsentierte eine sättigende Portion Schweinsbratl vom Saalower Kräuterschwein mit gelben Rübchen und geschmelzten Kartoffel-Blutwurstknödel.
Das Kräuterschweinchen, das etwas für meinen Geschmack zu trocken war, die Rübchen und das Klöschen waren sonst von guter und bodenständiger Qualität. Alleine die "braune" Sauce, die die Verbindung zwischen den einzelnen Zutaten schaffte und den Teller garnierte, war nicht näher definierbar und stach nicht gerade geschmacklich besonders hervor.
Dazugereicht wurde ein roter Horcher popt 2007, ebenfalls ein Cuvée aus Cabernet Cubin, Portugieser und Dornfelder.
Farblich erschien der Wein im ziemlich dunklen Restaurant mit Kerzenschein blutrot.
In der Nase war der rote Wein dann etwas erdrückend süsslich fruchtig. Beim zweiten Riechen erinnerte der Wein dann an Granatapfelsirup.
Am Gaumen war er dann entgegen der Nase bitter-süsslich und hinterliess einen Hauch von Johannisbeere auf der Zunge. Der Abgang war dann wieder recht unspektakulär.
Zusammen mit dem Schweinerl passte der Wein aber passabel, ist aber als Solist nicht mein Favorit.

4. Und zu guter Letzt
Das Dessert Cappucchino - Tonkabohnenmousse mit eingeweckten Himbeeren wurde dann mit einem Winzersekt gereicht.
Sowohl das Mousse, das mit viel Sahne in einer Cappucchino-Tasse gebracht wurde als auch die Himbeeren waren ein sympathischer Abschluss des Menus. Der Winzersekt passte zum süssen Abschluss, obwohl ein kleiner schwarzer Kaffee vielleicht dem Dessert noch einen besseren Kick verpasst hätte.

5. Conclusio
Das Menu war gut und grosszügig bemessen. Die dazugereichten Weine waren ok, aber nicht herausragend. Alleine der weisse Horcher popt 2007 war am Überzeugendsten.
Besonders hervorzuheben ist die sehr angenehme Atmosphäre im Restaurant und die äusserst zuvorkommende und - wenn nötig - unauffällige Bedienung. Es wurde alles getan, damit sich der Gast wohl fühlt.
Ohne Zweifel kann man einen sehr angenehmen Abend im Aigner verbringen....mit oder auch ohne der Gesellschaft der fantastischen Vier!

Aigner Gendarmenmarkt
Französische Straße 25
10117 Berlin
Tel. 030.203751850 /51