Samstag, 22. Dezember 2007

Due Forni

Die letzte Bastion des revolutionären Italiens ist wohl in Berlin - im Restaurant Due Forni am Senefelder Platz. Ob wohl die letzten Kommunisten Italiens hier Zuflucht gefunden haben?
In einer wunderschönen Villa hat sich das Restaurant einquartiert und bietet in einem sehr großen und mit unzähligen Tischen zugestellten Raum unzählige (glaube, es müssten so an die dreißig Stück sein), individuelle, riesige Pizzas mit Zutaten an, die man sonst in Berlin seltener auf einer Pizza erlebt, z.B. Mascarpone....
Das Restaurant und seine Atmosphäre erinnert an ein alternatives und punkiges Hofbräuhaus oder an einen riesigen Aufenthaltsraum in einer uralten Jugendherberge. Che Guevara hängt neben anderen Revolutionären und Postern für Konzertankündigungen. Dazwischen sind die Wände vollgeschrieben. Jeder hat sich da wohl schon mal verewigt. Die Grundfarbe der Wand ist schon nicht mehr richtig erkennbar.
Mittags ist es im Gegensatz zum Abend nicht übervoll, so dass man sich seinen Lieblingstisch aussuchen kann, der schnell von der Bedienung mit einem karierten Tischtuch bedeckt wird.
Die Bedienung könnte einem Musikclip entsprungen sein. Vielleicht sind sie auch in einem zweiten Leben Musiker einer Punkband... Sänger oder Drummer, wer weiss.
Die Bäcker und Köche verstehen jedenfalls ihr Handwerk und präsentieren traumhafte, dünne Pizzas aus ihrem Steinofen, die im Mund nur so zerschmelzen.
Jedenfalls um gut zu essen, braucht man nicht mehr nach Italien zu fahren, ....das kann man auch wunderbar in Berlin.

Due Forni
Schönhauser Allee 12
10119 Berlin

Dienstag, 18. Dezember 2007

Weinrallye # 6: Der alte Fritz und seine Perle

Die Weinrallye begibt sich auf Abwege und beschäftigt sich Dank schreiberswein Lars Breidenbach auf Stop 6 mit dem perligen Schaumwein.
Zwei Wochen vor den stattfindenden Sylvesterparties ist dieses Thema mehr als passend. Jeder versucht sich mit Sekt, Cava, Prosecco, Champagner oder Crémant ausreichend einzudecken, um das neue Jahr entsprechend zu begrüssen.
Welches perlende Tröpchen soll nun dieses Jahr am besten getrunken werden? In einer Zeit, in der das Thema Klima die Öffentlichkeit, Medien und Politik beschäftigt, sollte man daher zum Jahreswechsel - quasi als Omen und guten Vorsatz zur Senkung des CO2-Verbrauchs - ein heimisches Gewächs trinken.
Meine Wahl fiel daher auf den Fridericus brut vom Werderaner Wachtelberg in Brandenburg, der nur ein paar Kilometer von Berlin entfernt ist. Malerisch an der Havel gelegen, werden vom Winzer Dr. Manfred Lindicke auf dem nördlichsten Weinanbaugebiet von Saale-Unstrut verschiedenste Trauben angebaut wie Dornfelder, Saphira, Kernling, Sauvignon blanc und Regent u.a. Das Schöne an diesem Weinberg ist nicht nur, dass ein Lehrpfad für den interessierten Weinbergsbesucher eingerichtet wurde, sondern man auch in den wärmeren Monaten in der Weintiene eine Brotzeit mit den Wachtelberg-Weinen zu sich nehmen kann....und dabei den wunderbaren Blick über den Weinberg gratis dazu hat. Eine absoluter Luxus und Genuss für den Berliner Stadtmenschen - man könnt' fast meinen, man befände sich in Süddeutschland.
Der Sekt in klassischer Flaschengährung wird aus dem am Wachtelberg angebauten Müller Thurgau in der St. Laurentius Sektkellerei Herres in Leiwen an der Mosel ausgebaut.

Deutschland,
Werderaner Wachtelberg
Dr. Manfred Lindicke
Fridericus
Deutscher Sekt b.A. brut
Müller Thurgau 2004
12,5 % vol.
Restzucker/Säure/Alkohol (in g/l): 11.3/7.0/98.9
DLG-Preis: Silber

Step 1
Öffnen der Flasche....plopp.....und das perlende Nass fließt elegant in das Glas.
Nach dem Absetzen der Flasche schäumt der Sekt noch im Glas nach. Sehr schön. Und perlen tut er auch noch im Glas länger.
Die Farbe ist fast weissgelb und nicht sehr intensiv.
In der Nase ist ein frischer Gras- und zarter Blumengeruch.
Angenehmerweise ist der Sekt sehr mild, so dass beim ersten Schluck nicht gleich die Magenschleimhäute durch starke Säure und Kohlendioxid über Maßen strapaziert werden. Der Sekt ist als brut deklariert und hat ein sehr aromatisches Bouquet. Auf dem Gaumen ist ein leichter Geschmack von Lychee mit einem Hauch von Aprikose zu verzeichnen. Ein richtiges Frauengetränk!

Step 2
Quasi als Test fürs Neujahrsfest gab's zum Fridericus einen Shrimps-Cocktail mit frischem Weißbrot.
Sehr lecker, wenn man insbesondere die Cocktail-Sauce selber zusammenmixt: aus Ketchup, Weißwein, Zitronensaft, Möhren, Merrettich, Tabascosauce, Zwiebeln, Pfeffer und Sellerie. Und dazu recht frische Shrimps und Krebsfleisch nimmt, die im Zweifel aus der Tiefkühltruhe kommen. Ein kleiner, feiner Appetizer.

Step 3
Leider ist die Kombination zwischen dem Shrimps-Cocktail und dem Sekt nicht die Beste. Wenn das Weissbrot nicht gewesen wäre, wäre es eine sehr saure Angelegenheit geworden. Vermutlich war die Sauce vom Ketchup und Merrettich zu säureintensiv. So war es ok, aber nicht unbedingt in der Form wiederholenswert.
Für sich alleine gesehen sind die Shrimps und der Sekt göttlich. Zusammen allerdings nur gewöhnlich.

Wie gut, dass heut' noch nicht Sylvester ist.....dann kann noch am Appetizer gefeilt werden. Vielleicht das nächste mal ein kleines Shrimps-Blätterteig-Petitfour zum Sekt?
Denn eins steht fest: der Sekt bleibt! Hoch lebe der alte Fritz!

Montag, 17. Dezember 2007

Good time im Good time

Good time kann man im Good time verbringen. Und das gleich drei Mal in Berlin: am Hausvogteiplatz, in der Chausseestraße und am Teltower Damm.
In der Chausseestraße hat das Good time erst letztens die Räume neu gestaltet, die nun im kühlen und eleganten Flair erstrahlen. Weiss ist der Grundton. Viel wird an den Wänden mit farbigen Lichtstrahlern gearbeitet.
Unverändert ist das thailändische und indonesische Essen geblieben. Lecker und aromatisch und man erkennt an der Pfefferschotenanzahl in der Karte sofort, ob die Würze die eigenen Sinnesnerven nicht überstrapaziert. Die vielen Huhn-, Enten-, Rind-, Schwein-, Fisch- und Nudelgerichte werden auf die unterschiedlichsten Arten asiatisch gewürzt dargeboten. Wasserkastanien, Nüsse, Kokos, etc. sind häufige Begleiter der Speisen.
Unverändert geblieben sind auch die kleinen Gemüse-Schnitzkunstwerke, die jedes Gericht auf wunderbare Art und Weise verzieren. Und unverändert sind auch die zur Lotusblüte gefalteten Servietten geblieben, die jeden gedeckten Tisch zieren.
Absolut der Renner scheint momentan in allen asiatischen Restaurants der Ingwer-Tee zu sein. Hier wird er in einem grossen Glas mit viel Limettensaft und Honig serviert und heisst "Against Cold". Ein besseres Getränk kann man zur Stärkung der Abwehrkräfte bei Minusgraden wohl kaum bekommen!
Zum Wohl!

Good time
Chausseestraße 1
10115 Berlin
www.goodtime-berlin.de

Sonntag, 16. Dezember 2007

Die geheimnisvolle Welt der Mineralien, Dinosaurier und präparierten Tiere

Mal sind es mehr, mal sind es weniger Leute, die in das Museum für Naturkunde in Berlin strömen. Wenn mal wieder ein kindgerechter Film über Dinosaurier im Kino gezeigt wird, dann kommen mehr faszinierte Besucher. Und da das Museum sich ständig verändert, ergänzt und restauriert wird, bleibt es nicht aus, dass immer wieder Neuerungen neugierige Interessierte anziehen....zuletzt, als im Juli 2007 die Dauerausstellung "Evolution in Aktion" im Dinosauriersaal feierlich eröffnet wurde. Das Besondere an dieser Ausstellung ist, dass man durch mehrere aufgestellte "Ferngläser" und an einem Bildschirm beobachten kann, wie die riesigen Dinosaurier sich in Wesen aus Haut und Fleisch verwandeln und in einer imaginären Vegitation bewegen.
Am Wochenende kommen meist Familien mit ihren Kindern und begeistern sich in den wunderschönen alten Räumen für die mineralische und biologische Geschichte der Erde und des Universums.
Die über 30 Millionen Exponate des Museums sind zwar nicht alle ausgestellt, aber der interessierte Besucher kann einen grossen Teil der Mineralien, Fossilien, Dinosaurier und präparierten Tiere begutachten.
Interaktiv ist jedoch nicht nur der Saal mit den Skeletten der Dinosaurier der Jura-Zeit, sondern auch ein Raum, in dem man sich auf einen Sessel legt und an der Decke in einem sieben Minuten langen Film den Urknall und die Entstehung der Planeten erklärt bekommt. Das ist neben dem Dinosauriersaal der Hit bei kleinen Kinder.
Das Tolle an dem Museum ist aber nicht nur, dass die Exponate, wie die Dinosaurier und die präparierten Tiere, wie die Zebras, Löwen, Antilopen, Rehe, Nilpferde, Vögel, Leoparden, Tiger, Zebra quagga, der Gorilla Bobby etc. eine Armlänge entfernt kindgerecht ausgestellt sind. Auch können schmuckbegeisterte Frauen die Ursprünge und die Rohform ihrer Edel- oder Halbedelsteinen begutachten. In den denkmalgeschützten Vitrinen blinken und funkeln nur so Diamante, Quarze, Malachite, Silber, Gold, Topas, etc.
Und wenn man dann immer noch nicht genug von dem Museum hat, kann man auch für ein Exponat eine Patenschaft übernehmen, wie z.B. für den Diamanten aus Südafrika für eine Patengebühr in Höhe von 1000 €. Das wäre doch mal ein Weihnachtsgeschenk!


Museum für Naturkunde
der Humboldt-Universität zu Berlin

Invalidenstrasse 43
10115 Berlin
www.museum.hu-berlin.de

Samstag, 15. Dezember 2007

Grandiose Mutter Courage und ihre Kinder

GRANDIOS, GRANDIOS und nochmals GRANDIOS!
Andere Worte fallen einem einfach zu der Theateraufführung von Bertolt Brechts
"Mutter Courage und ihre Kinder"
im Berliner Ensemble nicht ein.
Das etwa zweieinhalb Stunden lange Stück, dessen Premiere am 26. November 2005 war, ist nicht nur äusserst kurzweilig und anspruchsvoll, sondern auch mit Witz und Ironie von Claus Peymann inszeniert.
Die Mutter Courage ist eine mit einem Wagen herumziehende Händlerin, die vom Krieg lebt. Pfiffig wie sie ist, versteht sie es, ihre Waren zum richtigen Zeitpunkt an die Leute zu verkaufen. Friedenszeiten sind für sie aus Geschäftszwecken ein Graus. Mit ihr zusammen ziehen ihre drei Kinder.
Soviel Mutter Courage ein Händchen fürs Geschäft hat, soviel Pech hat sie in ihrem privaten Leben. Der Krieg nimmt ihr in Abständen sowohl ihre beiden Söhne, Eilif (von Thomas Niehaus gespielt) und Schweizerkas (von Michael Rothmann gespielt) als auch ihre stumme Tochter Kattrin (von Christina Drechsler gespielt). Alle drei werden getötet und sie bleibt alleine zurück und muss ihren Wagen - in Friedenszeiten verarmt und Hunger leidend - alleine ziehen.
Einmalig und grandios wurde die Mutter Courage von Carmen-Maja Antoni gespielt. Besonders beeindruckend ist es, wie Antoni den innerlichen und äusserlichen Verfall der Mutter Courage darstellt. Die starke durch nichts einzuschüchternde Kauffrau und das Muttertier verwandelt sich, immer mehr durch die Tode ihrer Kinder gezeichnet, in eine gebrochene, alte Frau. Zu Beginn noch pfeifend und tatkräftig, verliert sie immer mehr ihre Lebenskraft, fängt an zu trinken und ist eine mittleiderregende Mutter, die für ihre Kinder ihr Leben gegeben hätte - wenn sie denn könnte.
Nicht minder eindrucksvoll waren auch die darstellerischen Leistungen von Christina Drechsler, die die stumme Kattrin gespielt hat. Drechsler schaffte es mit ihrer Mimik und Gestik das herzerreissende Leiden eines stummen Mädchens so glaubwürdig zu spielen, dass das Publikum zu Tränen gerührt war.
So verwundert es nicht, dass die Zuschauer am Ende begeistert in Applaussstürme ausbrachen und die Darsteller mit minutenlangen Ovationen ehrten.
Das ist wahres Theater, grandios inszeniert!

Berliner Ensemble
Bertolt-Brecht-Platz 1
10117 Berlin

Tel. 030 - 28 408 0
Kartentelefon: 030 - 28 408 155

www.berliner-ensemble.de

Aronia - Das Buch....und was man aus dem Saft machen kann

I. Aronia, das Buch
Aronia
- auf Deutsch Apfelbeere, auf Russisch Рябина черноплодная, auf Polnisch Aronia czarna und auf Englisch Chokeberry - ist ein in Deutschland bisher nur vereinzelt angebautes Kernobst. Um diesen attraktiven Zierstrauch oder Baum in den westeuropäischen Kreisen ein wenig bekannter zu machen, haben sich Sigrid Grün und Jan Neidhardt hingesetzt und alles Wissenswerte über die Aronia in einem kleinen und feinen Büchlein niedergeschrieben, welches kürzlich herausgekommen ist:
ARONIA - Unentdeckte Heilpflanze
In diesem Buch wird nicht nur auf die biologischen Besonderheiten der Apfelbeere, seine aussergewöhnliche medizinische Wirkung, sondern auch viele leckere Rezepte mit diesem Obst festgehalten. Interessanterweise gehört die Apfelbeere in den osteuropäischen Ländern bis hin in das ferne Sibirien zu einer absolut gängigen Obstsorte, die in allen möglichen Varianten, ob nun als Saft, Pille, alkoholisches Getränk oder zu Essen, verwendet wird.
Sachsen ist nach Aussagen von der Kelterei Walther GmbH Co. KG der letzte große Aroniastandort in Deutschland. In Schirgiswalde in der Oberlausitz, rund 50 Kilometer von Dresden entfernt, wurde Mitte der 70er Jahre die erste Aroniaplantage in der ehemaligen DDR aufgezogen. Sie ist ungefährt 16 Hektar groß. Die größte Anlage ist direkt an der Elbe bei Coswig, rund 20 Kilometer elbeabwärts von Dresden mit rund 33 Hektar Fläche. Dort wurde auch eine neue 4,5 Hektar große Fläche in diesem Herbst neu angepflanzt.

II. Aronia, der Saft - und was man damit machen kann
Bei der Kelterei Walther erhält man den Aroniasaft, der in bester Qualität - nämlich als Muttersaft - im 3 l Tetrapack mit Zapfhahn verkauft wird, damit er recht lang hält!

Was macht man nun mit dem Saft?

Trinken, klar.
Der Saft hat eine satte schwarzrote Färbung mit einem Lilastich.
In der Nase ist die Beere (eigentlich biologisch gesehen ein Kernobst) mit einem Hauch frischem Apfel und viel Gehölz dominant.
Vom Geschmack her erinnert der Saft an schwarze Johannisbeere. Wenn man statt des Saftes einen Wein beschreiben würde, müsste man sagen, dass der Saft sehr tanninreich ist. Jedenfalls ist er sehr trocken. Da der Saft auch säuerlich ist, sollte er für den täglichen Gebrauch verdünnt und eventuell gesüsst werden.

Zum einfachen Safttrinken gibt es aber auch Alternativen:

1. Vorschlag: Wild mit Aroniasauce
Die Herbst- und Winterzeit ist Wildzeit.
Warum also mal nicht aus dem Saft eine reduzierte Sauce für einen sanft im Ofen gegarten in Speck ummantelten Rehrücken machen? Hierbei sollte jedoch wiederum darauf geachtet werden, dass der Saft sehr säuerlich ist, so dass die Sauce ein wenig gesüsst werden sollte, damit man zum Reh eine Balance findet.

2. Vorschlag: Aroniasorbet
Statt eines Zitronensorbets kann man auch mal den Aroniasaft für ein Sorbet verwenden. Allerdings sollte man aufgrund des strengen säuerlichen Geschmacks auf die richtige Verdünnung und ggf. Zuckerung achten. Zur Verfeinerung und für eine zusätzliche leichte Säure ist auch die Zugabe von Basilikum und Limette möglich.

Guten Appetit und zum Wohl!


Aronia - unentdeckte Heilpflanze
Verlag edition buntehunde
Regensburg 2007
72 Seiten, 9,90 Euro.
ISBN 978-3-934941-39-7.
Es ist im Buchhandel oder im Webshop der Kelterei Walther zu erwerben.


Kelterei Walther GmbH Co. KG
Am Gewerbegebiet 2
01477 Arnsdorf bei Dresden
www.walthers.de

Donnerstag, 13. Dezember 2007

Eat Pray Love

EAT PRAY LOVE - dieser Titel eines Buches von Elizabeth Gilbert hörte sich sehr vielversprechend an.
Wenn man die Geschichte einer dreissigjährigen - aus europäischer Sicht klischeehaften - Amerikanerin, die nach einer traumatischen Scheidung auf Selbstfindungskurs durch Italien, Indien und Indonesien tingelt, lesen möchte, dann ist man bei diesem Buch genau richtig.
Besonders typisch amerikanisch ist an diesem Buch, dass alles was die Protagonistin macht, unbedingt extrem sein muss. Ihr sexuelles Leben in New York war extrem, ihre während der Ehediskrepanzen gefundene Religiosität war extrem, ihre Essens-Genusssucht in Italien war extrem, ihre ihr selbst auferlegte sexuelle Enthaltsamkeit war extrem und ihr meditatives Leben in einem indischen Ashram war extrem. Erst in Indonesien fand sie dank des Brasilianers Felipe und des Medizinmannes Ketut nicht nur das Mittelmaß, sondern auch ihr inneres Gleichgewicht wieder.
Das Buch liest sich sehr leicht und flüssig und die Autorin versteht es auch, über sich und ihre Umgebung lachen zu können. Viele Passagen sind einfach amüsant formuliert.
Auf der anderen Seite sind gerade die Abschnitte, in denen Gilbert über ihre religösen Erscheinungen, ihre Yoga-Meditation, ihren Guru Swamiji und ihre Multireligiosität (Christentum, Buddhismus und Hinduismus) berichtet, nicht nach jedem Geschmack.
Wer sich daher en detail für verschiedene Yoga- und Mediations-Praktiken interessiert, wird bei diesem Buch auf seine Kosten kommen. Wer hierfür weniger Interesse hat, kann sich über die lustigen Geschichtchen, die Gilbert bei ihrem enthaltsamen Selbstfindunsjahr passieren, amüsieren.

Elizabeth Gilbert
EAT PRAY LOVE
Bloomsbury Berlin
1. Aufl. 2006
Berlin

Mittwoch, 12. Dezember 2007

Berlin in SAVEUR

Mittlerweile wird Berlin auch in den fernen USA immer populärer.
Nicht nur in New York ist dank einer gross angelegten Werbekampagne Berlin als neue pulsierende Metropole bekannt geworden.
USA-weit kann man in der neuesten Ausgabe (Number 107) der Zeitschrift SAVEUR über das neue kulinarische und weihnachtliche Berlin auf elf Hochglanzseiten mit wunderbaren Fotos lesen.
Ursula Heinzelmann, die Ehefrau von Stuart Pigott, beschreibt in diesem Artikel ihre Vorbereitungen in Berlin auf ein Weihnachtsessen u.a. mit Werner Blanck, Peter Klann und Stuart Pigott. Sympathischerweise wird gerade nicht von den kommerziellen Weihnachtsmärkten und den super tollen und grossen Kaufhäusern berichtet, sondern das kleine feine Kiezleben im Westen der Stadt beschrieben.
Als Weihnachtsessen-Rezepte werden Rübchen mit Entenschenkeln, Gratinierte Austern auf Sauerkraut, Rotkohl und Rotweingelee mit Schlagsahne vorgeschlagen.
Das Schöne an diesem Artikel ist, dass den Gourmets in den fernen USA bewusst gemacht wird, dass auch in dem fernen, unverständlichen und geschichtlich belasteten Berlin auch eine Art Bohéme wohnt, die sowohl Traditionen, gutes Essen, guten Wein und schöne Acessoires liebt.
Berlin kann sich nach diesem Artikel auf einen Ansturm von US-amerikanischen Gourmettouristen gefasst machen!

Weinrallye # 6

Nur noch wenige Tage und die nächste Flut von Weinrallye-Berichten zum Thema Schaumwein wird das Internet überschwemmen, oder?
Am 18. Dezember 2007 ist es bei Lars Breidenbach vom schreiberswein wieder soweit:
"Mit welchem Schaumwein feiert ihr ins neue Jahr?"
Jeder kann mitmachen, ob mehr oder weniger blutige Laie oder Profi.... alle können ihre Erfahrungen und Erlebnisse zu dem Thema beschreiben.
Wie, erfährt man beim winzerblog.
Und das beste ist, es kostet nix, ausser den selbst gesuchten und selbst erworbenen oder vielleicht auch selbstgemachten(?) Schaumwein!!!

Indische Restaurantketten auf dem Vormarsch

Seine ersten Schritte auf dem Weltmarkt hat Indien nicht unbedingt auf dem IT-Markt gemacht. Erstes Exportgut der neueren Zeit war wohl eher die indische Küche, die von Großbritannien aus sich allmählich in ganz Europa ausbreitete.
Mittlerweile finden dank Bollywood indische Restaurants immer mehr Zulauf von jung und alt.
Die ursprünglichen indischen Restaurants, die noch einen miefigen und verstaubten Charme haben, sterben immer mehr aus. Auf dem Vormarsch ist die neue Generation von Erlebnisrestaurants - wie das Amrit in Berlin. Mittlerweile als eine Kette organisiert, findet man diese Restaurants in vielen Szene-Stadtteilen Berlins. Während in der Oranienburger Straße die meisten Gäste Touristen sind, hat man sowohl am Winterfeldplatz als auch in der Oranienstraße seine Ruhe und kann das leckere Essen geniessen.
Mittags gibt es regelmässig wechselnde günstige Specials, die aus einer Suppe, einem Salat und einem Hauptgericht bestehen.
Mein Lamb korma war wie angekündigt sehr mild und reichhaltig. Der Chai war für meinen Geschmack zu stark gesüsst, aber sonst sehr lecker. Das Batura-Brot war zwar auch lecker, aber der Teig war zu dick und fest. Ein lockeres, mit der rechten Hand abreissen, war daher kaum möglich. Auch war das Brot aufgrund seiner Dicke schwer als Gabelersatz zu benutzen, so dass man dann doch auf die europäische Messer- und Gabel-Variante zurückgreifen musste.
Die Küche ist eben auf den europäischen Geschmack und die europäischen Tischsitten abgestimmt.
Aber die indische Bedienung und die kitschige und farbenfrohe Einrichtung helfen sehr, die graue und kalte Berliner Jahreszeit zu vergessen und sich an den manchmal recht scharfen Gewürzen zu erhitzen. Der in sich ruhende Buddha und die indischen Götter in den Waschräumen fördern schlussendlich das Wohlbefinden und ermöglichen auch ohne Yoga und Meditation eine innere Ausgeglichenheit.

Amrit - Restaurant
Winterfeldstraße 40
10781 Berlin
Öffnungszeiten: 12 am - 1am
www.amrit.de

Dienstag, 11. Dezember 2007

Mein bester Freund

Ein Kinobesuch ist immer etwas Besonderes.
Insbesondere, wenn man es sich nach einem Spaziergang in der winterlichen Jahreszeit in großen und gemütlichen Sesseln vor einer riesigen Leinwand bequem machen kann.
Und dann auch noch ein Film gezeigt wird, der nicht nur amüsant ist, sondern anspruchsvoll und dennoch auf lockere Weise das wichtigste, was ein Mensch in seinem Leben braucht - nämlich Freundschaft - , thematisiert.
In Mein bester Freund (Originaltitel: Mon meilleur ami) von dem Regisseur Patrice Leconte wird der Galerist François, der von Daniel Auteuil gespielt wird, damit konfrontiert, dass er keinen besten Freund hat. Angespornt von seiner Geschäftspartnerin geht er eine Wette ein, dass er innerhalb von 10 Tagen seinen besten Freund präsentiert. Wetteinsatz ist eine antike Vase im Wert von über 200.000 €. Zuerst ziemlich zuversichtlich klappert er Geschäftsfreunde und alte Klassenkameraden ab, die ihn allerdings gnadenlos abblitzen lassen. Nach und nach merkt er, dass er es nie erlernt hatte, Freundschaften zu schliessen. Er ist einfach sozial inkompatibel. Verzweifelt wendet er sich an den Taxifahrer Bruno (Dany Boon), der ihn aufgrund seiner offenen, kommunikativen Art als der ideale Lehrmeister im Freundschaftenschliessen erschien. Dass schlussendlich gerade Bruno, der sich fast sein ganzes Leben darauf vorbereitet hatte, in Quizsendungen aufzutreten, sein wahrer und bester Freund wird, erahnte François zu dem Zeitpunkt noch nicht.
Der Film ist gerade in einer Zeit, in der der Familienzusammenhalt immer lockerer wird und Freundschaften als Ersatz für ein nichtvorhandenes Familienleben herhalten müssen, sehr zu Herzen gehend.
Der Film macht einem auf charmante Art und Weise klar, dass man Kollegen oder Geschäftspartner nicht mit Freunden verwechseln darf und sich die Freundschaft von Menschen nicht erkaufen kann, sondern jedesmal von Neuem erarbeiten muss. Es gibt für Freundschaften keine Formel, sondern sie kommt von Herzen. Wie die Liebe.

Sonntag, 9. Dezember 2007

la fraise rouge

Der Gang über die Weihnachtsmärkte ist gerade in der schneearmen Vorweihnachtszeit Pflicht, um sich ein wenig in weihnachtliche Stimmung zu bringen. Gerade der Geruch von Zimt, Glühwein und Tanne vermittelt einem ein wenig die Illusion, dass bald der Weihnachtsmann vor der Haustür steht und Geschenke bringt.
Und ungewöhnliche und einzigartige Geschenke kann man gerade auf Weihnachtsmärkten in Berlin wunderbar finden.
Ein kleiner, aber feiner Markt, der nicht nur die Nachbarschaft, sondern auch Besucher aus anderen Bezirken begeistert, ist der alljährlich stattfindende Weihnachtsmarkt am Mexikoplatz in Zehlendorf.
Viele Künstler und Handwerker bieten hier ihre Waren an. Den sonst üblichen kommerziellen Kram wird man hier kaum finden.
Der Markt wird daher von individuellen Jungunternehmern genutzt, um ihre sonst nur über das Internet erhältlichen Waren einem breiteren Publikum anzubieten.
Eine dieser, wie von der heutigen Welt am Sonntag bezeichneten Minifirmen, ist la fraise rouge der beiden Berliner Designerinnen Manuela Tesic und Ariane Dykiert. Die märchenhaften Taschen, Shirts, Bodies, Spieluhren, Schesel (ein Stofftiermix aus Schaf und Esel), Kissen und vieles andere Nützliche für Baby, Kind und Mutter werden von den beiden attraktiven jungen Damen in Eigenregie hergestellt und weltweit - zumeist über das Internet - verkauft. Und diese Weihnachten eben auch auf dem Weihnachtsmarkt am Mexikoplatz.
Und weil alles in liebevoller Handarbeit hergestellt wird, können und sollen Kunden auch eigene Wünsche äussern. So erhalten Geschenke für die Liebsten - verziehrt mit dem Namen - einen persönlichen Zug. Das ist doch mal ein individuelles Geschenk! So läuft der liebe kleine Nachwuchs nicht mit den selben und in den selben Sachen herum wie alle anderen!

Konditorei Auguszt

Es ist nicht schwierig in Budapest eine Konditorei oder ein Café ausfindig zu machen, in der man seine Energiereserven in Form von kalorienhaltigen Leckereien auftanken kann.
Ein kleiner Geheimtip ist jedoch die Auguszt cukrászda, die etwas abseits der üblichen Touristenwege im II. Bezirk, versteckt hinter einem großen Einkaufszentrum liegt. Die Konditorei existiert schon seit 1870 und bietet seine Köstlichkeiten nicht nur zum Ausserhaus-Verkauf an. In der zweiten Etage kann man auch ganz gediegen und in herrschaftlichem Ambiente die phantastischen Torten und andere sündhaften Kleinigkeiten essen und sich wie zu Kaisers Zeiten fühlen.
Besonders zur Weihnachtszeit finden die Bejgli, für die die Konditorei berühmt ist, reissenden Absatz. Bejgli sind Teigrollen, die entweder mit einer Mohn- oder Walnussmischung gefüllt sind und traditionell zum Weihnachtsessen serviert werden.
So ist es nicht unwahrscheinlich auch mal eine ungarische Prominenz in dem Laden zu treffen, die sich gerade zur Weihnachtszeit mit den Hausspezialitäten eindeckt. Wenn man denn die Stars der ungarischen Szene erkennt.....

Auguszt cukrászda
1024 Fény utca 8
Budapest
www.augusztcukraszda.hu

Samstag, 8. Dezember 2007

Indiai Étterem

Die meisten Ungarn vermeiden es, in Restaurants mit heimischer Küche zu gehen, weil ihnen diese einfach zu schwer und fettig ist. Wenn man daher so wenig wie möglich Touristen treffen möchte, sollte man es mit den Ungarn halten und in deren Lieblingslokale gehen.
Von der ungarischen Künstlerin Rózsa Raab, die Gobelins herstellt, wurde wärmstens ein indisches Restaurant empfohlen, welches ein wenig versteckt in einer kleinen Seitenstraßen nähe vom Oktogon - fussläufig entfernt vom Opernhaus - liegt.
Das Indigo bietet in eleganter und nicht überladener Atmosphäre variantenreiche indische Küche an. Man kann auf zwei Ebenen speisen, entweder im oberen Stock in Sesseln oder unten im Restaurantbereich an Tischen oder an der Bar.
Als Vorspeise wurden kleine fritierte vegetarische Appetizers mit zwei verschiedenen dips serviert, die angenehmerweise nicht vor Fett trieften. Gefüllt waren die Teilchen entweder mit Bohnenmischungen, Käse oder Zwiebelfüllungen.
Als Hauptspeise ist das Chicken Korma sehr zu empfehlen. Obwohl die Portion sehr üppig war, nimmt man sich einfach die Zeit alles aufzuessen, weil es schlicht und einfach lecker ist.
Die freundliche ungarische Bedienung ist dabei so höflich und serviert bei Bedarf gerne Tees, Säfte und Lassis und beantwortet gerne jede noch so blöde Frage auf ungarisch, englisch oder hindi.
Als Dessert und auf Einladung des Hauses wurde dann ein phantastisches Eis mit Mandeln und Pistazien serviert.
Gesättigt, kugelrund und glücklich verlässt man das Étterem und begibt sich auf neue Entdeckungstouren durch Budapest.
Köszönöm Indigo!

Indigo
Indiai Étterem
1066 Budapest,
Jókai utca 13
www.indigo-restaurant.hu

Freitag, 7. Dezember 2007

Kunstmarkt im Iparművészeti Múzeum

Wie auch in anderen europäischen Städten haben auch in der Vorweihnachtszeit die Kunstmärkte auf den Strassen und in den Museen Budapests Hochkonkjunktur.
Ein besonders grosser und angesehener Kunstmarkt öffnete heute im Kunstgewerbemuseum Budapests und wird noch bis Sonntag (07.12. bis 09.12.2007) den Besuchern von 10 bis 17 Uhr Gelegenheit geben, das eine oder andere Weihnachtsgeschenk zu kaufen. Neben unzähligen mehr oder weniger hübschen oder nützlichen Sachen, kann man auch der im grossen Atrium aufgeführten Musik samt Gesang lauschen und dabei leckere Kuchen oder andere Teilchen mit Kaffee verdrücken.
Die zum Verkauf angebotenen Sachen umfassen u.a. Kleidung, Schmuck, Porzellan, Taschen, Kopfkissen, Weihnachtsschmuck und alle möglichen anderen Sachen und Nippes, die nicht unbedingt jedermanns Geschmack sind.
Und wenn man vielleicht nicht fündig wird, kann man sich einfach das architektonisch beeindruckende Museum anschauen, in dem in der ständigen Ausstellung Möbel, Kunst, Geschirr und religiöse Gegenstände sämtlicher Epochen ausgestellt werden.
Das Museum selber wurde 1896 im Jugendstil von Ödön Lechner erbaut und gilt als eines der schönsten öffentlichen Gebäude Budapests.
Gerade bei diesem Gebäude wird besonders deutlich, dass die türkische Zeit gravierende Spuren in Ungarn hinterlassen hat, die sich insbesondere in der hellen, luftigen und zierreichen Architektur bemerkbar gemacht haben.
Es leben die türkisch-persischen Wurzeln Ungarns!

Iparművészeti múzeum
Budapest, IX,
Üllői út 33-37

Ferenc Liszt in Budapest

Das kulturelle Leben Budapests haben nicht nur die Künstler und Architekten geprägt. Was wäre die Stadt ohne den Czárdás und die musikalischen Genies, die das ungarische und österreichische Leben mit Musik leichter machten.
Einer dieser Genies war Ferenc Liszt (1811 - 1886), der seine letzten sechs Lebensjahre in Budapest verbrachte und hier in einem kleinen Appartment in der Alten Musikakademie wohnte, in dem er auch Unterricht gab.
Diese Wohnung, die in der Vörösmarty utca 35, Ecke Andrássy út liegt, ist heute zu einem Museum umgebaut und gibt dem Besucher einen Eindruck, in welcher Atmosphäre dieser geniale Komponist lebte agierte. Besonders auffällig sind die zahlreichen Flügel und Pianos, die in den Räumen stehen.
Einen Vorläufer des Computertisches hatte der Flügel- und Pianohersteller Bösendorfer für Liszt damals hergestellt: einen wundervollen grossen Schreibtisch, bei dem man aus einer Art unter der Tischplatte angebrachtem Schubfach ein kleines Piano herausziehen kann - fast so als ob man die Tastatur eines Computers bedienen möchte. Einfach der perfekte Schreibtisch für einen Komponisten!
Dieses kleine, aber feine Museum ist leider selbst den Ungarn meist unbekannt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sich hauptsächlich asiatische Touristen hierher verirren, die ein wenig den Hauch der klassischen europäischen Musik schnuppern wollen.

Liszt Ferenc Emlékmúzeum
Budapest, VI,
Vörösmarty utca 35

Kogart Ház

Wer nach Budapest kommt, der hat einiges zu tun. Das Ablaufen der üblichen touristischen Ziele nimmt sehr viel Zeit in Anspruch.
Wenn man allerdings ein wenig Interesse für Kunst hat, sollte man sich nicht die zahlreichen Museen in der Stadt entgehen lassen.
Sehr sehenswert ist in jedem Fall das erst kürzlich restaurierte Kogart Ház in der Andrássy út 112, welches von dem Stifter und Geschäftsmann Gábor Kovács gegründet wurde.
In der Villa, in der auch im Erdgeschoss ein exzellentes Restaurant seine Besucher verwöhnt, wird in den oberen Etagen die Sammlung alter und zeitgenössischer Werke ungarischer Künstler gezeigt. Auch wenn dem durchschnittlichen Besucher die meisten Künstlernamen kaum etwas sagen werden, bringen die Bilder einem die ungarische Kultur näher. Neben Gemälden werden auch Zeichnungen auf Glas und eine Art Wandteppich gezeigt.
Dadurch, dass nur wenige Besucher sich in die Ausstellungsräume verirren, kann man unbeschwert und ungestört lange vor den Bildern verweilen, die zum Teil aus der Zeit des Rokoko bis zur heutigen Zeit stammen.

Kogart Ház
Budapest, VI,
Andrássy út 112
www.kogart.hu

WineCafé - die Geschäftsidee schlechthin!

Die neu hinzugekommenen osteuropäischen Länder der EU sprühen nur so vor Tatendrang. Besonders auffällig ist dies im gastronomischen Bereich, der zu sozialistischen Zeiten doch recht stiefmütterlich behandelt wurde.
In der ungarischen Hauptstadt Budapest öffnet momentan ein Lokal nach dem anderen.
Zahlreiche Touristenfallen locken den ahnunglosen Budapestbesucher und ziehen einem so das Geld aus der Tasche. Auf der anderen Seite öffnen mehr und mehr auch coffeeshops, cafés, Bars und Restaurants, die jeder anderen westeuropäischen Stadt definitiv Konkurrenz machen.
Eine dieser tollen gastronomischen Geschäftsideen ist das Wine & Coffee House, welches erst im Februar 2007 öffnete und in der Andrássy út schräg gegenüber der Oper gelegen ist.
Morgens ab 7.30 Uhr ist der Laden als Coffeeshop geöffnet und bietet dem Besucher in einer angenehmen stylischen Atmosphäre neben Kaffee auch kleine Snacks. Um die Mittagszeit herum verwandelt sich der Coffeeshop immer mehr in eine Weinbar, in der man bis in die späte Nacht über 50 verschiedene Weine aus aller Welt glasweise trinken kann. Zur Weihnachtszeit werden auch verschiedene Glühweine angeboten, die alle hinter der Bar auf einer Kochplatte in grossen Kochtöpfen zubereitet werden. Besonders lecker und angenehm mild ist der Glühwein mit einer Studentenfuttermischung aus Haselnüssen, Mandeln, Cashewkernen und Rosinen.
Die überaus freundliche Bedienung berät den Gast gerne auch bei der Wahl der Weine.
Insbesondere bei den ungarischen Weinen ist es schwer einen Wein zu finden, der auch den westeuropäischen Geschmacksnerv trifft.

1.
Ungarn, Egri
Rébus Cuvée, 2003
25 % Kékfrankos,
25 % Cabernet Sauvignon,
25 % Cabernet Franc,
25 % Merlot
Dieser leichte Rotwein aus der Gegend Egri stammt von dem Produzenten Thummerer Pincészet.
Farblich geht der Wein ins Schwarzrot mit einem Violettstich.
In der Nase erinnert der Wein witzigerweise an weisse Schokolade und Erdbeeren gewürzt mit schwarzem Pfeffer.
Auf dem Gaumen ist dann der tanninreiche Wein sehr frisch und leicht. Der Alkohol drängt sich jedoch leider manchmal zu sehr in den Vordergrund, so dass die Frucht es etwas schwer hat, zur Geltung zu kommen. Nach mehrmaligen Nachschmecken kam dann auch ein Hauch von Karamell hervor, der wohl jedoch mehr erahnt als geschmeckt werden konnte.
Der Abgang ist dann etwas verhaltener und hinterläßt keinen bleibenden Eindruck.
Und dennoch ist es ein annehmbarer Wein, der tagsüber zu einem Essen getrunken werden kann ohne störend auf die Speisen zu wirken.

2.
Ungarn, Villány
Capella Cuvée, 2003
Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon
Der zweite Wein kommt aus einer anderen Region Ungarns, nämlich aus Villány.
Dieser Rotwein ist auch um einiges komplexer als der Vorgänger.
Farblich ist der Wein ebenfalls schwarzrot bis violett.
In der Nase kommen dann aber viel interessantere Noten ins Spiel: Blaubeere, schwarze Johannisbeere, leichte gesüsste Mandeln und spannenderweise auch gebratenes Fleisch (keine Angst, das waren nicht die Küchengerüche! Schon deshalb nicht, weil das Lokal auch keine richtige Küche hat!).
Der Gaumen wurde dann ebenfalls mit den verschiedensten Geschmackstönen aufs Schärfste herausgefordert: Kokos vermixte sich mit Minze, Vanille und Süsskirsche.
Der Abgang war dann zwar wieder nicht sehr in Erinnerung bleibend.
Im Grossen und Ganzen hat dieser Wein jedoch einen besseren Eindruck aufgrund seiner Komplexität hinterlassen.
Einen bleibenden Eindruck hat jedenfalls das WineCafé hinterlassen, das mit seiner freundlichen und attraktiven Bedienung jedem Gast das Gefühl gibt, willkommen zu sein.

The ultimate WineCafé
1061 Budapest
Andrássy 15
Tel. +36-1-3270100

A Diótörő oder besser bekannt als Der Nussknacker

Budapest.... k.u.k....wo kann man die Luft der alten kaiserlichen und königlichen Zeit besser schnuppern als in der prächtigen Ungarischen Staatsoper?
Pünktlich zur Weihnachtszeit präsentierte am Nikolaustag das Magyar Állami Operaház das Ballett A Diótörő (bekannt unter dem Titel Der Nussknacker).
Das Ballett, das insbesondere Kinder mit der Geschichte von E.T.A. Hoffmann in den Bann zieht, verführte den Zuschauer in die weihnachtliche Traumwelt der Tochter Marie, die in ihren Träumen mit ihrem Nussknacker unzählige Abenteuer erlebte. Übergroße Mäuse und Puppen erschienen neben geheimnisvollen Bauchtänzerinnen, feurigen Flamencotänzerinnen, lustigen chinesischen und lebensfrohen russischen Tanzpaaren. Daneben wurden zusammen mit dem Nussknacker, der sich zum weissgekleideten wunderschönen Prinzen verwandelte, Reisen über das Meer vorgenommen.
Schlussendlich endete das wundervolle Märchen damit, dass das Mädchen Marie von ihrer Gouvernante geweckt wird und glückstrahlend ihren kleinen Nussknacker umarmte.
Das Ballett faszinierte den Zuschauer nicht unbedingt mit hervorragenden tänzerischen Leistungen, sondern eher durch die märchenhaften Kulissen. Von allen Seiten hörte man nur ein Ah! und Oh!, wenn sich die Bühne wieder verwandelte.
Im Gegensatz zu den professionellen Tänzerinnen haben die jungen Balletteleven mit hervorragenden Leistungen geglänzt. Eine zahlreiche Schar junger Ballettschüler begeisterte nicht nur aufgrund ihres tänzerischen Könnens, sondern auch wegen ihrer schauspielerischen Fähigkeiten.
Die Leistungen der erwachsenen Tänzer waren leider zum grössten Teil mehr als durchwachsen. Einige Ballerinen hatten definitiv einige Kilos zu viel, sprangen unkoordiniert über die Bühne oder hatten Probleme mit dem Biegen ihrer Oberkörper.
Einzig die Solistin Aleszja Popova faszinierte mit ihren wunderschönen langen Beinen, ihrem grossen Schritt und ihrem leichten Sprung.
Auch wenn vielleicht nicht alles perfekt war, so ist jedoch die Aufführung vom Nussknacker jedem zu empfehlen, der sich in eine kindliche Traumwelt versetzen und dabei aufgrund des fehlenden Schnees in weihnachtliche Stimmung kommen möchte. Hinzu kommt, daß man sich in den majestätischen Logen als Königin fühlen kann und mit einem erhabenen Gefühl und auf Wolken schwebend das Opernhaus verlassen kann. Vielleicht kommt ja in den nächtlichen Träumen der Nussknacker-Prinz vorbei und nimmt einen mit zu Abenteuerreisen?

Magyar Állami Operaház
1061 Budapest, VI.,
Andrássy út 22

Sonntag, 2. Dezember 2007

Kulinarischer Ausflug nach Sardinien

Milena Agus Buch "Die Frau im Mond" regte mich an, mich näher mit der italienischen Insel Sardinien zu beschäftigen. Insbesondere die kulinarische Seite interessierte mich, da meines Erachtens gerade die Küche einen wichtigen Schlüssel zu einer Region darstellt.
Viele hervorragende Weine werden auf der wenig beachteten Insel produziert und die Küche ist herzhaft und deftig. Man könnte auch sagen, die sardische Küche ist bodenständig und ehrlich. Besonders wichtig ist es daher, Lebensmittel von hervorragender Qualität zu benutzen, damit gerade der den Produkten innewohnende eigene Geschmack sich beim Kochen voll entfalten kann.
In Deutschland sind typisch sardische Lebensmittel etwas schwieriger zu erwerben, aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Die gut sortierte Salumeria von Pino am Stuttgarter Platz in Berlin hilft da einem schon weiter.
So kann man da neben dem Pecorino Sardo und sardischem Wein auch ein typisches Trockenbrot, das Pane Carasatu von Giulio Bulloni von der Insel erwerben. Den gesalzenen Brotfladen kann man dann entweder pur zum Essen anbieten oder auch nach Belieben weiterverarbeiten.
Zum Einsteigen in die sardische Küche ist das Zubereiten von Culingionis (auch culurgiones oder culurcones genannt), eine Art von Ravioli mit einer Käse-Kartoffel-Füllung, perfekt. Zu der dazu zubereiteten leichten Tomatensauce passt ein Costera von Argiolas hervorragend, der aus der Traube Cannonau gekeltert wird. Die Traube wird in Frankreich auch Grenache noir oder in Spanien Garnacha genannt.

Italien, Sardinien
Argiolas
Costera 2003
Cannonau di Sardegna DOC, 13,5 % vol.

Die Farbe des Weins geht fast ins schwarzrote und ist sehr intensiv.
Das Bouquet ist zu Beginn sehr verhalten. Nach einer Weile kommen dann aber die erdbezogenen Töne gemixt mit Johannisbeere hervor. Spannend wird's nach dem dritten Riechen....plötzlich hat man Assoziationen von Äpfeln und Litchi! Seltsam, wenn man gerade an einem roten Wein riecht, es ist aber durchaus nicht unangenehm.
Am Gaumen ist der Wein dann rund und intensiv im Geschmack. Leichte Tannine und ein leises Holzaroma geben dem Wein den nötigen Charakter, ohne jedoch den Beerengeschmack, der in Richtung Blaubeere geht, zu unterdrücken.
Der Abgang ist dann lang, hat aber wenig Überraschungen auf Lager.
Vermutlich liegts daher auch daran, dass dieser Wein als Einsteiger-Wein gilt. Und dennoch ist er ein hervorragender Essenbegleiter, der sich nicht aufspielt, sondern sich bescheiden dem Essen anpasst.
Der kleine sardische Abend war dank des angenehmen Weins und der Culingionis ein voller Erfolg und ermutigte einen, sich auch in Zukunft mit den regionalen kulinarischen Genüssen Sardiniens zu beschäftigen.

Peking Ente

Das unscheinbare Restaurant "Peking Ente" in der Voßstraße Ecke Wilhelmstraße in Berlin Mitte ist sicherlich nicht durch seine Einrichtung oder seine Lage berühmt geworden. Eher dadurch, dass nationale und internationale Prominenz das Lokal aufgrund seiner chinesichen Küche regelmässig aufsucht. Erst im Sommer 2007 feierte Barbara Streisand hier ihren Hochzeitstag.
Und dennoch ist das Restaurant mehr als bodenständig geblieben, sowohl was die Einrichtung angeht als auch die Preise. Das Interieur ist genauso, wie man es von jedem anderen chinesischen Restaurant auch kennt.....man könnte es fast als eine Art Marketing bezeichnen. Egal in welches chinesisches Restaurant man in Deutschland geht, man weiss von Anfang an wie es innen aussieht. Überraschungen sind dahingehend wirklich selten.
Das Essen unterscheidet sich jedoch zum Teil von dem was man sonst in chinesischen Lokalen vorgesetzt bekommt. Man bekommt zwar auch sein Hühnchen kross gebacken in süss-saurer Sauce und seine gebackene Banane.
Aber viel spannender sind die Gerichte, die vom Koch empfohlen werden. Zum Teil werden dabei Gewürze verwendet, die man ansonsten nur aus der arabischen oder indischen Küche kennt, wie z.B. Koriander und Bockshorn. Das mit diesen Kräutern gewürzte Schweinefilet war dann so scharf, dass der später getrunkene Ingwertee wie mildes Öl die Kehle herunterlief.
Gerade die chinesische Küche ist so vielfältig, dass man sich nicht mit den Standardgerichten zufrieden geben, sondern tatkräftig neue Geschmacksrichtungen entdecken sollte. Die Peking Ente ermöglicht es, dem an die europäische Küche Gewohnten, auf behutsame Art und Weise neugierige Schritte in unbekannte geschmackliche Richtungen zu gehen. Guten Appetit!

Peking Ente
Voßstraße 1
10117 Berlin
Tel. +49.(0)30.2294523
www.peking-ente-berlin.de

Samstag, 1. Dezember 2007

Mister Hu und der Westberliner

Der westliche Teil Berlins ist nach der Wiedervereinigung und dem darauffolgenden Prenzlauer Berg- und Mitte-hype ein wenig in Vergessenheit geraten. Die "Westberliner" sind still und heimlich in den alten Kiezen geblieben und haben sich nicht dem Werbe-Lärm und dem "Ich bin hip, Ich wohne im coolen Prenzlberg" angeschlossen. Der typische Westberliner meidet das Protzen und scheut alles, was irgendwie den Anschein von Metropole hat. Und abends zieht er sich in die alten Kneipen, Bars, Cafés zurück, die mittlerweile seit Jahrzehnten bestehen und die er auch seit Schulzeiten kennt. Etwas neues kommt ihm nicht in die Tüte.
Daher ist es auch kein Wunder, dass viele alte gastronomische Institutionen gerade in Westberlin in einer Art Kokon überleben konnten, um allmählich peu à peu aus dem Winterschlaf wieder zu erwachen. Gerade in Schöneberg, um den Winterfeldplatz herum, gibt es unzählige Läden, die schon seit Jahrzehnten bestehen und nicht daran denken zu schliessen.
Die Bar Mister HU in der Goltzstraße existiert zwar nicht schon seit den sechziger Jahren, hat aber auch schon über 13 Jahre auf dem Buckel. Und Kratzer am Lack sind immer noch nicht zu erkennen.
Das Mister HU ist einer der Läden, das nicht durch blendende Coolness und aussergewöhnliche Einrichtung auffällt. Eher überzeugt die Bar durch die hervorragenden Cocktails, die alle mit hochwertigen Spirituosen gemixt werden. Die umfangreiche Cocktail-Liste bereitet einem die Qual der Wahl. Auch wenn so aussergewöhnliche drinks wie eine Art Zahnarzt-Cocktail angeboten werden, greifen die meisten doch zu Altbewährtem wie Mai Tai oder Long Island Ice tea. Gegeizt wird dabei weder mit den Spirituosen noch mit der Grösse der Drinks. Die Cocktails sind klassisch und ausgewogen gemixt, so dass man definitv Lust auf eine Durchprobieren der gesamten Karte bekommt. Vermutlich wollen sich auch die meisten zahlreichen Gäste durch die gesamte Cocktail-Karte trinken.
Kein Wunder, dass der Laden sich schon seit Jahren hält!

Mister HU Bar Berlin
Goltzstraße 39
10781 Berlin
Tel. +49.(0).30.2172111
www.misterhu-berlin.de